In einem Gespräch mit der Westdeutschen Zeitung berichtet Lutz-Werner Hesse, geschäftsführender Direktor des Wuppertaler Standorts der Hochschule für Musik und Tanz Köln (HfMT), über die guten Berufsmöglichkeiten der jungen Talente, eine Operation am wachen Patienten und ein Instrument, das den Standort einzigartig in der Welt macht.
Herr Hesse, welche Fächer kann ein Studierender in Wuppertag an der HfMT belegen, was genau lernt er?
Lutz-Werner Hesse: In Wuppertal können Studierende fast alle Instrumente auf einen künstlerischen und auf einen pädagogischen Abschluss hin studieren. Das ist sowohl im Bereich der Bachelor- wie auch der Masterstudiengänge möglich. Traditionell ist die Musikpädagogik mit der Instrumental- und Gesangspädagogik sowie der Elementaren Musikpädagogik sehr stark. Besondere Aufmerksamkeit gilt am Standort Wuppertal der guten Ausbildung der jungen Musiker, die später in einem vielfältigen künstlerischen und musikvermittelnden Berufsfeld arbeiten, das auch die freiberufliche Tätigkeit einschließt.
Wie sieht ein typischer Tag eines Studierenden an der HfMT aus?
Hesse: Die Unterrichtsanforderungen an die Studierenden sind vielfältig. Seit der Reform der Studiengänge vor einigen Jahren sind die Inhalte umfangreicher geworden. Das bedeutet, dass ein Arbeitstag um 9 Uhr beginnt und erst in den Abendstunden endet. Das kann anstrengend für die Studierenden sein. Viele von ihnen müssen neben dem Studium Geld verdienen, was sie vor allem durch Unterrichten tun.

Was sollen und müssen junge Leute, die an der HfMT studieren möchten, als Qualifikation für die Aufnahme mitbringen?
Hesse: Vor dem Studium an einer Musikhochschule in Deutschland muss eine sogenannte Eignungsprüfung bestanden werden. Diese ist sehr anspruchsvoll und setzt voraus, dass man sich bereits viele Jahre vor dem Studium mit den musikalischen Anforderungen auseinandergesetzt hat. Zu einer Eignungsprüfung gehört im pädagogischen Studium zum Beispiel das Vorspiel auf dem Hauptinstrument – das kann auch Gesang sein – und auf einem Nebeninstrument. Es kommt eine Prüfung in Ensembleleitung dazu, ferner Prüfungen in Gehörbildung und Elementarer Musiklehre sowie ein Kolloquium. Der hohe Anspruch in den Prüfungen ist in gewisser Weise ein Garant für einen Studienerfolg. Es gibt bei uns kaum Studienabbrecher. Wer all diese Mühen auf sich genommen hat, will nichts anderes, als Musik studieren.
Warum entscheiden sich die Studierenden für die HfMT? Was macht die Ausbildung besonders gut?
Hesse: Die HfMT als Ganzes ist eine der größten und eine der renommiertesten Hochschulen in Europa. Das macht sie allein schon attraktiv. Viele Vorteile sind aber gerade auch in einem kleinen Studienstandort wie Wuppertal begründet, durch kurze Wege zum Beispiel zwischen Studierenden und Dozenten. Außerdem ist die Hochschule infrastrukturell hervorragend angebunden. Das Gebäude und der Erweiterungsbau haben zwei Konzertsäle, einen historischen Kammermusiksaal und einen modernen größeren Saal mit umfangreicher technischer Ausstattung. Eine große Zahl von Überräumen für die Studierenden steht zur Verfügung.
Der Standort Wuppertal ist mit kulturellen Institutionen in Wuppertal vernetzt. Was sind die Vorteile dieser Zusammenarbeiten für die Studierenden?
Hesse: Durch die Kooperationen haben die Studierenden ungewöhnlich gute Möglichkeiten, den beruflichen Alltag kennenzulernen, sich in der Realität zu beweisen. Im künstlerischen Bereich gibt es zahlreiche Projekte mit Veranstaltern und Ensembles, in denen Studierende der Hochschule regelmäßig mitwirken. Dazu gehören die Bergische Musikschule, die Wuppertaler Bühnen, die Kantorei Barmen Gemarke, das Von der Heydt-Museum, die Historische Stadthalle und einige andere.
Wie sind die beruflichen Zukunftsaussichten eines fertig ausgebildeten Musikers?
Hesse: Wirklich gut. Viele Studierende der vergangenen Jahrzehnte haben es in den künstlerischen Beruf geschafft, viele in den pädagogischen Studiengängen sind an Musikschulen in Leitungsfunktionen oder als Freiberufler tätig.

Wenn Sie als geschäftsführender Direktor sich etwas wünschen könnten für den Standort Wuppertal – welcher Wunsch wäre das?
Hesse: Ich wünsche mir, dass es unserer Stadt Wuppertal gelingt, als Studienort noch attraktiver zu werden. Wenn junge Leute die Wahl zwischen Wuppertal und Köln haben (wir sind ja EINE Hochschule), dann sehen viele junge Leute in der Metropole Köln natürlich einen Vorteil. Wenn die Studierenden erst einmal bei uns sind, dann machen sie jede Menge positiver Erfahrungen.
Gibt es für Sie als den geschäftsführenden Direktor auch Herausforderungen, die es zu bewältigen gilt?
Hesse: Im Moment ist das Haus eine große Baustelle, da eine Dach- und Fassadensanierung unseres schönen denkmalgeschützten Gebäudes durchgeführt wird. Aufgrund des großen Umfangs der Arbeiten finden diese auch in der Vorlesungszeit statt, gewissermaßen am wachen Patienten. Das erfordert von Lehrenden, Studierenden und Mitarbeitern in der Verwaltung große Geduld und starke Nerven. Die Geräusch- und Staubbelästigung ist zeitweilig sehr groß. Aber: Wenn alles fertig ist, ist unser Haus von innen und außen „top“.
Worauf sind Sie als geschäftsführender Direktor besonders stolz?
Hesse: Das Arbeitsklima in der Musikhochschule ist außerordentlich gut und freundschaftlich-kollegial. Wir pflegen eine Umgang mit flachen Hierarchien und arbeiten partnerschaftlich, gerade auch im Verhältnis zwischen Lehre und Verwaltung, was wir als nicht als gegensätzlich, sondern sich ergänzend begreifen. Davon profitieren auch die Studierenden. Außerdem zeigt die Musikhochschule als ein gut funktionierendes Modell, wie Menschen unterschiedlicher Herkunft miteinander wertschätzend umgehen. Wir sind auch stolz, als einzige Musikhochschule weltweit eine Professur für das Instrument Mandoline anzubieten. Das ist sehr ungewöhnlich und macht uns einzigartig.
Als wie wichtig schätzen Sie den Standort für die Stadt Wuppertal ein?
Hesse: Die Musikhochschule ist mittlerweile ein wichtiger Kulturfaktor in Wuppertal und in der Region. Was die Zahl der bei uns im Haus regelmäßig stattfindenden Konzert angeht, so sind wir quasi der größte Konzertveranstalter in der Region und das absolut nicht-kommerziell. Der Eintritt zu den Konzerten in der Musikhochschule ist immer frei. Und wir freuen uns über zahlreiche Besucher.